Mediator / Mediatorin werden

Themen im Überblick

Mediator:in – Die Tätigkeit im Überblick

Mediatoren und Mediatorinnen unterstützen streitende Parteien bei Konflikten unterschiedlicher Art, um zu einvernehmlichen, außergerichtlichen Lösungen zu gelangen.

Mediatoren und Mediatorinnen finden Beschäftigung

  • in RA-Kanzleien mit Mediation
  • bei Unternehmensberatungen
  • in psychotherapeutischen Praxen und Einrichtungen des Sozialwesens
  • in Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Mediation

Zugang zur Tätigkeit

Voraussetzung ist in der Regel eine Weiterbildung als zertifizierte:r Mediator:in.
Eine Tätigkeit als Mediator:in ist auch ohne Zertifizierung z.B. mit einem abgeschlossenen Studium im Bereich Psychologie oder Rechtswissenschaft möglich.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit https://berufenet.arbeitsagentur.de/ Stand 09.2022

Rolle der Mediator:in

Die Mediator:innen leiten die Mediationssitzungen, steuern und gestalten den Verständigungsprozeß innerhalb der Regeln des Mediationsverfahrens. Sie führen keine individuelle Rechts- oder Steuerberatung durch und dürfen nicht tätig werden, wenn sie eine der Parteien vor Beginn des Verfahrens im Zusammenhang mit dem Streitstoff beraten oder vertreten haben.

Die Teilnahme an einer Mediation sollte freiwillig sein, bei Unkenntnis des Verfahrens erläutern Mediatoren das Vorgehen und ermöglichen den Streitparteien eine einführende Erfahrung mit dem methodischen Instrumentarium. Dann können die Klienten leichter eine informierte Entscheidung fällen. Mediatoren üben keinen Druck auf die Parteien aus, an einer Mediation teilzunehmen.

Erfahrungen mit angeordneter Mediation sind allerdings gut, in USA und Neuseeland / Australien etwa werden sie bei Scheidungswunsch dem Gerichtsverfahren vorgeschaltet und bewirken neben der Prozessverkürzung eine konstruktivere Beziehungsgestaltung und erheblich konsensualere Umgangs- und Unterhaltsregelungen für die betroffenen Kinder.

Mediator:innen arbeiten und wirken allparteilich, das heißt:

Mediatoren sehen sich den langfristigen Interessen, Bedürfnissen und Befindlichkeiten aller Konfliktparteien individuell und für die gemeinsame Zielsetzung in gleicher Weise verpflichtet.

Mediation ist vertraulich. Die Mediator:in appelliert vorab an die Parteien, keine Information nach außen dringen zu lassen, es sei denn, es ist einvernehmlich verabredet worden. Die Parteien werden darüber informiert, dass sie im Falle eines Rechtsstreits die Mediator:in nicht als Zeugen benennen können.

Video: Die Trainerinnen und Absolvent:innen geben Einblicke

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Häufig gestellte Fragen und ein paar kurze Antworten

  • Bisherige Teilnehmende wollten in Konflikten nicht hilflos, sondern handlungsfähig und souverän sein.
  • Oft genannt: Sich sicherer fühlen, eine bemerkte Fähigkeit methodisch unterfüttern

Weniger Angst in schwierigen Situationen, Ideen und Methoden zur Hand haben, handlungsfähig bleiben.

  • Alle, die gern mit Menschen und ihren Schwierigkeiten umgehen und helfen wollen, ohne ihnen etwas vorzuschreiben.
  • Gleichzeitig methodisch initiativ und inhaltlich zurückhaltend sein
  • Menschen mögen und eigene Ideen in kreative Fragen verwandeln können

Wer eigene Ideen einbringen will und andere von seinen/ihren Erfahrungen überzeugen möchte

  • Interesse an Menschen und deren Problemen, interventionsbereit sein, dabei eigene Vorstellungen zurückhalten
  • Berufsausbildung, Arbeitserfahrung auch mit Gruppen, Reflexionsbereitschaft, ggf. Unterstützung vom Arbeitgeber

Überall, wo Menschen in bleibenden Beziehungen sind und Handlungs- und Interessenskonflikte haben

  • Beides ist möglich
  • Die Hauptberuflichkeit sollte mit anderen Angeboten kombiniert werden

Schule, Betrieb, Familie, Unternehmen, Politik, Kommune, Ehrenamt

internationale Politik, Vereine, Familien, Kollegien – eigentlich überall

  • Wenn die Beteiligten weiterhin miteinander sein oder arbeiten müssen und das erträglicher gestalten wollen.
  • Wenn der gemeinsame Dialog nicht mehr funktioniert und eigene Fähigkeiten oder Bereitschaft nicht reichen.
  • Wenn die konflikthafte Beziehung nicht beendet werden kann: Eltern, Nachbarn, Kollegen, Staaten usw.
  • Die Mediationsarbeit beginnt mit der Auftragsklärung, in der viele Fragen gestellt werden und das Vertrauen zum Auftraggeber aufgebaut wird. Die Mediation selbst besteht aus vielen Kommunikationstechniken und einer Gesprächsführung, die auf einer Haltung von Lösungsaskese basiert und die Streitenden beim Kompetenzaufbau unterstützt.
  • Konfliktbereiche klären, Ziele definieren, ein bzw. mehrere Gespräche mit den Streitenden führen online wie offline
  • eine Ausbildung von mind. 120 Std. (gesetzlicher Rahmen) besuchen
  • erfahrene Mediator:innen begleiten und Fachliteratur studieren
  • ausprobieren 

Alle, die den gesetzlich geschützen Titel “zertifizierter Mediator” tragen wollen, müssen eine 120 stündige Weiterbildung im Block absolvieren und weitere Bedingungen auch nach der Weiterbildung erfüllen.

  • Die, die meine Persönlichkeit und meine Perspektiven erweitert, entwickelt und nicht einschränkt.
  • Die, in die ich mein Vorwissen einbringen und kombinieren kann.
  • Die, in der ich mit Spaß und Motivation lernen kann.
  • Teilnehmende aus unterschiedlichen Berufen, vielfältige Input- und Übungsphasen, Laborcharakter in Mediationsrollenspielen aus unterschiedlichen Bereichen: mehrmals üben, bessere Version gemeinsam finden und testen, methodisch experimentieren und eigenes Repertoire erweitern.
  • Wir ermöglichen unseren Teilnehmenden auch in Co-Mediation einen Fall zu finden.
  • Durch die Zusammenarbeit mit der FH Potsdam können wir nach Absolvieren 7 Credit Points vergeben.
  • Langjährige Erfahrung der Ausbilder:innen in Mediationsausbildung, wissenschaftl. Hintergrund in Friedens-  und Konfliktforschung, praktische Erfahrung in Konfliktlösung und Krisenintervention,  Vergangenheitsbearbeitung, Versöhnung im In- und Ausland

es bescheinigt grundlegende und spezifische Kenntnisse und Kompetenzen

Berufsbild Mediator / Mediatorin

Viele Teilnehmende an Mediationskursen stellen sich zukünftig eine selbständige Tätigkeit als Mediator oder Mediatorin vor. In der Regel sind jedoch die nach einem Zertifikat am erfolgreichsten bei der Fallakquise, die bisherige Tätigkeiten als Angestellte oder Selbständige mit der neuen Mediationskompetenz gewinnbringend ergänzen und ihr berufliches Profil aufwerten können.

Eine Studie des BiBB von 2004 stellt drei typische Berufswege in die Mediation vor, die auch heute noch Gültigkeit haben:

  • »Mediationspioniere«, d.h. diejenigen, die Mediation (meist durch Kontakt mit amerikanischen Mediationstrainern) in Deutschland eingeführt haben und auch Ausbildungen anbieten (dazu gehört Prof. Dr. Angela Mickley)
  • Personen, die im Rahmen ihres juristischen oder sozialwissenschaftlichen bzw. sozialpädagogischen Studiums bereits durch Teilnahme an akademischen Qualifizierungsangeboten mit Mediation in Berührung kommen und daraufhin eine entsprechende Anwendung im Rahmen ihrer späteren Berufstätigkeit anstreben,
  • Personen, die eher zufällig im Laufe ihres beruflichen Werdegangs durch persönliche Kontakte, Veranstaltungen o. a. Interesse und Einstieg in Mediation gewinnen und diese in ihre berufliche Tätigkeit integrieren. (dazu gehört Kerstin Lück)

Zu berücksichtigen sind auch Berufstätige, die sich in Mediation ausbilden lassen, aber nicht beabsichtigen, die Mediation professionell als Dienstleistung anzubieten: Ihnen kommt es auf den Kompetenzzuwachs an.

Der Mediator ist nach aktuellem, deutschem Recht an keinen Hauptberuf gebunden. 

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Am 18. Juni, dem internationalen Tag der Mediation haben wir Teilnehmende unserer alljährlichen Weiterbildung befragen lassen, was sie motiviert eine 1-jährige Weiterbildung zum/zur Mediator:in zu machen.

Die beeindruckende Wirkung der Mediation in Konfliktbearbeitung entsteht aus einem Dreiklang von Haltung, Methode und Flexibilität. Sie umfasst systemische Konfliktanalyse, Situationseinschätzung und effektive Bearbeitung ebenso wie achtsamen Umgang mit Persönlichkeit, Kultur und Werten. Die Mediator:innen haben gelernt, die Konflikt eskalierenden Energien in Lösungselemente zu transformieren, Ihre Haltung schafft den seelischen und mentalen Raum, die Methodik liefert wirksame Instrumente. So bewirken die Erfahrungen in der Mediation unerwartete Lernschritte und initiieren Perspektivwechsel und Verhaltensänderung.

Alle Parteien erkunden gemeinsam Konfliktsystem und Verhalten, eröffnen den Blick auf gemeinsame Anliegen und unterstützen Zukunftsgestaltung. Aus dem Chaos vergangener Verletzungen und gegensätzlicher Erwartungen entwickeln die beteiligten Personen oder Gruppen mit sozialer Phantasie Ideen und planen realistische Schritte. Individuelle und gemeinsame Entscheidungsräume werden bewusst und neu genutzt, unterschiedliche Ziele in größere Referenzrahmen von Raum und Zeit integriert.

Mediator:innen wirken damit über die eigenen Systeme hinaus Frieden fördernd im soziokulturellen, wirtschaftlichen oder politischen Handlungsfeld.

Im Mediationslabor der Weiterbildung experimentieren die Teilnehmenden eines Mediationskurses mit vertrauten und neuen Interventionsformen, lernen gedanklich und emotional die Vielfalt der Konfliktbeteiligten wahrzunehmen, respektvoll zu spiegeln und in einen effektiven Lösungsprozess einzubinden. Wir ermuntern alle, viele Ideen zu nutzen, Fehler zu riskieren, gleich etwas Neues zu probieren und damit die Bandbreite des eigenen Interventionsrepertoires kennenzulernen und kontinuierlich zu erweitern.

Kerstin Lück und Prof. Dr. Angela Mickley für Konflikthaus e. V.